Forschung und Wissenschaft - Bayerns Hochschulen in Europa
„Forschung und Wissenschaft – Bayerns Hochschulen in Europa“
Forschung, Innovation und neue Technologien sind die Grundlage für künftigen Wohlstand. Sie sind die Quellen von wirtschaftlichem Erfolg, von Wachstum und qualifizierter Beschäftigung. Zugleich helfen sie, den großen Herausforderungen unserer Zeit, dem Klima- und Umweltschutz, dem Kampf gegen Armut und Krankheiten wirksam zu begegnen. So sind Forschung und Technologien entscheidend für nachhaltige Produktion und nachhaltigen Konsum, für Ressourceneffizienz und Sicherung der Welternährung. Deshalb geht es darum, dass in Deutschland, dem Land der Ideen, neue Technologien nicht nur entwickelt, sondern auch angewandt und unterstützt werden. Werkstoff- und Materialforschung ist ein Innovationsmotor, aber auch die Forschungsbereiche life-science sowie die neuen Informationstech-nologien versprechen Bayern eine weltweite Führungsposition. Es ist deshalb an der Zeit, dass eine selbstbewusste, wissenschaftlich hochqualifizierte und innovative Wissensgesellschaft, wie in Bayern, sich in die globale Forschungslandschaft einreiht, anstatt sich gegen diese zu verteidigen oder sich auf lokale Problemstellungen zu beschränken. Mit 49 Hochschulen, über 272.836 Studierenden und ungefähr 41.121 wissenschaftlicheMitarbeitern, verfügen die bayerischen Hochschulen über ein enormes Potential, aber dieses Potential wird noch nicht voll genutzt und effizient eingesetzt, um Bayerns Bemühen um mehr Wachstum und Beschäftigung zu untermauern. Ein europäischer Hochschulraum. Der Anteil künftiger Absolventen, die wenigstens ein Semester im Ausland verbracht oder Erfahrungen in der Industrie gesammelt haben, sollte sich mindestens verdoppeln. Dies trifft in noch höherem Maß für Forscher zu. Hierzu ist es auch notwendig, dass staatliche Studienförderprogramme innerhalb der EU überall hin „mitgenommen“ werden können. Der Bologna-Prozess sollte zu einer Annäherung der Studienprogramme hinsichtlich ihrer Struktur und Dauer in Europa führen. 2009 musste der Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) allerdings erstmals einen Rückgang bei Auslandssemstern von Studierenden aus Deutschland melden. Es müssen schnell grundsätzliche Anstrengungen unternommen werden, um die Ziele eines europäischen Hochschulraums nach Bologna umzusetzen: vergleichbare Abschlüsse (Kurzstudiengänge, Bachelor-Grad, Master-Grad, Promotion); flexible, modernisierte Curricula auf allen Ebenen, die den Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen; Angebot von Lehrmethoden und Schulungs-/Umschulungsprogrammen, die auch breitere, beschäftigungsbezogene Fertigkeiten umfassen. Beispiele in anderen europäischen Staaten zeigen, dass die Umsetzung des Bologna-Prozesses auch ohne Verschulung von Studiengängen möglich ist. Die Erneuerung der Curricula in bestimmten Disziplinen oder Berufsfeldern muss unter Einbeziehung von Vergleichen und guter Praxis auf europäischer Ebene erfolgen. Erfolgreiche Integration der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt sollte als ein Indikator (unter anderen) für die Qualität der universitären Leistung dienen und in Finanzierungs- und Evaluationssystemen anerkannt und honoriert werden.
Die neue Richtlinie über die Anerkennung beruflicher Qualifikationen vereinfacht und beschleunigt die grenzüberschreitende Anerkennung von Qualifikationen zu beruflichen Zwecken. Auch die Verfahren zur akademischen Anerkennung sollten überprüft werden, um raschere und vorhersehbarere Ergebnisse sicherzustellen (insbesondere durch die Veröffentlichung der Anerkennungsgrundsätze der Hochschulen): Der Vorschlag der Europäischen Kommission, dass kein Antragsteller länger als vier Monate auf eine Entscheidung über akademische Anerkennung warten sollte, ist zu begrüßen.
Wir fordern daher:
• Die Sicherstellung der Kompatibilität sämtlicher staatlicher Studienförderprogramme mit einem Studienaufenthalt im Ausland
• unverzügliche Überarbeitung der Bachelor- und Masterstudiengänge hinsichtlich der Inhalte und der Qualität des Studiums und der Mobilität der Studierenden
• rasche und unbürokratische Anerkennung beruflicher und akademischer Qualifikationen Anreize für strukturierte partnerschaften mit unternehmen bieten
Hochschulen und Unternehmen müssen erkennen, dass ein Ausbau der Kooperation von strategischer Bedeutung ist. Strukturierte Partnerschaften mit Unternehmen, eins
chließlich der Kleinen und Mittelständischen Unternehmen, bieten den Hochschulen die Gelegenheit, den Transfer von Forschungsergebnissen zu verbessern (beispielsweise durch die Neugründung von Firmen auf dem Campus oder der Schaffung von Technologiezentren). Sie können auch die Bedeutung von Bildungs- und Ausbildungsprogrammen durch die V
ermittlung von Studierenden und Forschern in Unternehmen erhöhen und die Karriereaussichten für Forscher in allen Phasenihrer Karriere dadurch verbessern, dass wissenschaftliche Expertise um unternehmerische Fertigkeiten ergänzt wird. Verbindungen zu Unternehmen können für zusätzliche Finanzierung sorgen, etwa zur Erweiterung der Lehr- und Forschungskapazitäten oder für
Fortbildungskurse, und werden den Einfluss von universitärer Forschung auf kleine und mittelständische Unternehmen in der Region und damit regionale Innovation erhöhen. Um diese Vorteile zu sichern, werden die meisten Hochschulen externer Unterstützung bei der Durchführung der erforderlichen organisatorischen Veränderungen und dem Aufbau von unternehmerischen Einstellungen und Managementfertigkeiten bedürfen. Dies kann erreicht werden durch die Schaffung lokaler “Cluster für Wissensgenerierung und –transfer“, in Oberbayern zum Beispiel der Campus Martinsried-Großhadern als Herzstück des Biotechnologie-Standorts Großraum München (Vernetzung von Hochschule, Universitätsklinikum, Max-Planck-Instituten, Helmholtz-Zentrum für Gesundheit und Umwelt, BioM AG, Gründerzentrum, BioTech-Firmen) und die Kooperation zwischen Media Saturn und der FH in Ingolstadt, die den Studiengang "Internationales Handelsmanagement" ins Leben gerufen haben.
Wir fordern daher:
• Eine offensive Werbung insbesondere bei Unternehmen in Bayern für die Erbringung der Unternehmensstipendien, welche durch die neue Bundesregierung eingeführt werden
• Gleichbehandlung hochschulbasierter und unternehmensbasierter Forschungseinrichtungen bei der Vergabe von staatlichen Forschungsaufträgen Interdisziplinarität und gesellschaftlichen Dialog
verstärken Hochschulen müssen in der Lage sein, ihre Lehr- und Forschungsprogramme umzugestalten, um die Gelegenheiten zu nutzen, die sich durch neue Entwicklungen in bestehenden
Gebieten und durch neu entstehende Felder wissenschaftlicher Untersuchung ergeben. Dies setzt voraus, dass sie sich weniger auf wissenschaftliche Disziplinen und mehr auf Forschungsfelder (z.B. Grüne Energie, Nanotechnologie) konzentrieren, sie enger mit verwandten oder ergänzenden Bereichen (einschließlich der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie unternehmerischen und Managementfertigkeiten) verknüpfen und Austausch zwischen Studierenden, Forschern und Forschergruppen durch mehr Mobilität zwischen Disziplinen, Bereichen und Forschungsmilieus fördern. Die Auswirkungen von Interdisziplinarität müssen erkannt und berücksichtigt werden, nicht nur von Hochschulen, sondern auch von Berufsverbänden und Finanzierungsgremien, die
meist immer noch mit traditionellen, monodisziplinären Evaluationen, Strukturen und Finanzierungsmechanismen arbeiten. Zudem brauchen wir einen umfassenden Dialog über Zu-
kunftstechnologien mit und unter den Bürgerinnen und Bürgern. Wir stehen für ein zukunftsorientierte Kultur der Chancen. Wir wollen wieder eine optimistische und technik- und innova-
tionsfreundliche Gesellschaft werden.
Wir fordern daher:
• Die Zusammenarbeit zwischen Natur- und Geisteswis
senschaften zu verstärken
• Eine offensive Öffentlichkeitsarbeit um Technik- und Forschungsbegeisterung in der Bevölkerung Exzellenz auf höchster ebene anerkennen Exzellenz entsteht im Wettbewerb und entwickelt sich vor allem auf Ebene der Fakultäten oder Abteilungen – nur wenige Hochschulen erreichen Exzellenz in einer großen Bandbreite von Fächern. Zunehmender Wettbewerb, in Verbindung
mit mehr Mobilität und einer weiteren Bündelung von Ressourcen, sollte es Hochschulen und ihren Partnern in der Industrie erlauben, den talentiertesten Studierenden und Forschern ein offeneres und stimulierendes Arbeitsumfeld anzubieten und auf diese Weise ihre Anziehungskraft auf Europäer wie Nichteuropäer zu erhöhen. Hochschulen müssen in der Lage sein, die besten Akademiker und Forscher anzuziehen, sie mithilfe von flexiblen, offenen und transparenten Verfahren einzustellen, den wichtigsten Forschern/ Gruppenleitern volle Forschungsunabhängigkeit zu garantieren und den Mitarbeitern attraktive Karriereaussichten zu bieten. Exzellenz setzt auch voraus, dass Hochschulen ihre Studienangebote auf Master-, Promotions- und Post-doc-Ebene überprüfen, auch hinsichtlich der beteiligten Fächer und vermittelten Fertigkeiten. Post-doc-Angebote werden oft vernachlässigt oder sind zu eng fokussiert. Weitreichende Änderungen sind in diesem Bereich erforderlich.
Wir fordern daher:
• Die einzelnen Hochschulen sollen die besonderen Gebiete festlegen, in denen sieExzellenz erreichen können; in diesen Bereichen fordern wir exzellente Bezahlung für exzellente Forschung und Lehre
Die Sichtbarkeit und Anziehungskraft des europäischen Hochschulraums und des Europäischen Forschungsraums in der Welt erhöhen. Die Entwicklung umfangreicher Zusammenarbeit und Mo
bilität sowie von Netzwerken zwischen den europäischen Hochschulen während der vergangenen Jahrzehnte hat günstige Bedingungen für eine breite Internationalisierung geschaffen. Die meisten Hochschulen haben mittlerweile Erfahrungen mit multilateralen Konsortien gesammelt und viele beteiligen sich an gemeinsamen Studien- oder Doppeldiplomprogr
ammen. Die Erasmus-Mundus-Master-Programme haben die Bedeutung solcher Initiativen – die es nur in Europa gibt - für die globale Szene gezeigt. Fortschreitende Globalisierung bedeutet, dass der Europäische Hochschulraum und der Europäische Forschungsraum der Welt ganz offen stehen und zu weltweit wettbewerbsfähigen Akteuren werden müssen. Dies wird jedoch nur möglich sein, wenn Europa erhebliche Anstrengungen unternimmt, um die Qualität seiner Hochschulen voranzubringen und ihre Anziehungskraft und Sichtbarkeit weltweit zu erhöhen. Die Rahmenbedingungen für Forschung in Europa sind nicht optimal. Bürokratische Hindernisse, finanzielle Engpässe und ideologische Hemmnisse erschweren Forschern ihre Arbeit und treiben Wissenschaftler in Länder, in denen sie besser und freier arbeiten können. Nachwie vor gilt es, das Ziel der sog. „Lissabon-Strategie“ zu erreichen und Europa zur dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsregion der Welt zu machen. Auch wenn absehbar ist, dass Europa im Jahre 2010 nicht 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung einsetzen wird, so gilt es einen neuen Zeithorizont abzustecken. In diesem Prozess muss Bayern eine Vorreiterrolle einnehmen und baldmöglichst diese 3-Prozent-Zielmarke erreichen. Ein wichtiger und richtiger Weg war die Initiative von Staatsminister Heubisch, 342 zusätzliche Stellen für die Hochschulen durchzusetzen. Die 48 Millionen schwere Maßnahme wird in zwei Phasen, im August 2012 und August 2013, verteilt werden.
Unter den europäischen Studierenden, Lehrern und Forschern, die beschlossen haben, einen Teil ihres Berufslebens außerhalb Europas zu verbringen, sollte für brain circulation, also die Rückkehr ins europäische Ursprungsland, geworben werden. Menschen, die eine zeitlich beschränkte Aufgabe im Ausland wahrnehmen, sind ein Gewinn für das entsendende wie für das aufnehmende Land, da sie einen Schatz an beruflichen Kontakten im Ausland darstellen und als Brückenköpfe für die Teilhabe an Wissen fungieren.
Derzeit sieht die Realität aber oft so aus, dass der erste Abschnitt des Studiums an deutschen Hochschulen verbracht wird, das erworbene Wissen dann aber in anderen Ländern
dieser Welt zu Forschung und Innovation führt. Bessere Bedingungen und mehr Forschungsfreiheit leitet sie dabei. Forscher wollen forschen. Sie wollen ihre Zeit nicht bei der Beantragung von Forschungsgeldern vergeuden. Wir Liberale fordern den Bürokratieaufwand beim Beantragen der Forschungsmittel klar zu reduzieren.
Die Modernisierung der europäischen Hochschulen, einschließlich ihrer miteinander verknüpften Aufgaben in Bildung, Forschung und Innovation, sind eine Kernbedingung für den
Erfolg des europäischen Hochschul- und Forschungsraumes. Bayerns Hochschulen haben sich auf den Weg begeben und werden durch ein liberal geführtes Ministerium entscheidend
in ihrer Wettbewerbsfähigkeit unterstützt und bestärkt.